Trauer um Carlo Jordan (1951–2023)

Am gestrigen Tage wurde bekannt, dass Carlo Jordan verstorben ist. Als Mitglieder des Kreisvorstandes Pankow möchten wir den Angehörigen und Freund*innen Carlo Jordans unser Beileid und Mitgefühl aussprechen. Wir möchten auch an ihn erinnern als eine zentrale Person in der Umwelt- und Demokratisierungsbewegung der DDR, die für viele in unserem Kreisverband Wegbegleiter und Inspiration gewesen ist. Die Initiative von Carlo Jordan zur Gründung der Grünen Partei der DDR 1989 ist eine wichtige ostdeutsche Wurzel von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Persönliche Erinnerungen und Gedanken hat Andreas Otto auf der gestrigen Landesdelegiertenkonferenz mit uns allen geteilt und das Bild eines inspirierenden Menschen gezeichnet.

1951 geboren wuchs Carlo Jordan in Berlin auf. Er war schon in jungen Jahren unangepasst und in der kritischen Subkultur Ostberlins aktiv, nicht zuletzt als wichtige Figur des Hauses in der Fehrbelliner Straße 7, das Treffpunkt, Rückzugsort und Zuhause für viele junge Menschen, Engagierte und Kreative in Ostberlin war. Gearbeitet hat er als Bauingenieur, ein Philosophie-Studium an der Humboldt-Universität durfte er nicht beenden. In den 1980er Jahren war er unter anderem am Aufbau der Umweltbibliothek im Umfeld der Zionskirche und anderen thematisch verwandten Initiativen beteiligt, dokumentierte die Naturzerstörung in der DDR in Filmen und Zeitschriften und knüpfte Kontakte in Ost- und Westeuropa.

1989 wurde Carlo als einer der Initiator*innen Sprecher der Grünen Partei in der DDR und nahm am Zentralen Runden Tisch teil. Er war 1990 Mitglied der einzigen demokratisch gewählten Stadtverordnetenversammlung für Ostberlin bis diese durch ein neu gewähltes Abgeordnetenhaus für ganz Berlin ersetzt wurde, letzterem gehörte er 1994/95 als Abgeordneter an. Bereits im Januar 1990 war Carlo Jordan an der Stürmung der Stasi-Zentrale in der Normannenstraße beteiligt und trug so dazu bei, die Akten der Stasi für Forschung und Aufarbeitung zu erhalten. Nur Monate später trieb er den Aufbau der Gedenk- und Forschungsstätte Normannenstraße voran, um dieser wichtigen Arbeit einen dauerhaften Ort zu geben. Er selbst wurde im Jahr 2000 mit einer Forschungsarbeit zur Geschichte der Humboldt-Universität promoviert – an der Freien Universität in Westberlin.