Sie repariert die Verwaltung, nicht Plakate

Bunte Schnipsel zerrissenen Papiers, Davor der Text: "Sie rapariert die Verwaltung. Nicht Plakate. FAQ: Cordeliakoch.de
Plakatkampagne „Verwaltung reparieren“ der Pankower Spitzenkandidatin Cordelia Koch von B’90/Grüne

Im Prenzlauer Berg hängen zerrissene Plakate – mit Absicht. Die Pankower Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen hat ihre Wahlplakate der letzten Wahl aus dem Keller geholt und so wie sie waren wieder aufgehängt. Dabei geht es Cordelia Koch nicht so sehr um materialschonendes Recycling. Die kaputten Plakate symbolisieren für sie den Zustand der Verwaltung, in der sie seit anderthalb Jahren arbeitet.

„Ich will den Menschen zeigen wie es ist: Ich bin als Bezirksstadträtin Teil der Verwaltung und die Verwaltung ist kaputt. Wir müssen sie reparieren,“ sagt Cordelia Koch. Darum teilt ein Aufkleber auf ihren Plakaten mit „Sie repariert die Verwaltung, nicht Plakate.“

Während auf Landesebene noch über eine Verwaltungsreform gestritten wird, hat Cordelia Koch im Pankower Sozial- und Gesundheitsamt schon damit begonnen, etwas Grundsätzliches und doch so Einfaches zu ändern.

„Die Lösung heißt Wertschätzung, Zuhören, nach gemeinsamen Lösungen suchen,“ sagt sie. „Es wird viel über neue Strukturen und Regelungen von Zuständigkeiten gesprochen. Dabei krankt die Verwaltung vor allem daran, dass eine moderne Arbeitskultur fehlt. Als ich 2021 ins Amt kam, habe ich schon in der ersten Woche gemerkt, dass es an Motivation fehlt – und wie schnell die Motivation zurückkommt, wenn man den Mitarbeiter*innen zuhört und gemeinsam überlegt, wie man zum Ziel kommt. Nur so konnten wir die Ukraine-Krise meistern.“

Die Rezepte wenden moderne Unternehmen schon seit über 30 Jahren an und viele kommunale Verwaltungen ebenso: Besprechungen in Teams, statt starre Einhaltung von Hierarchien, dafür aber klare Aufgabenteilung, Zielerreichung zählt mehr als Fehlervermeidung.

Als Stadträtin will Cordelia Koch nicht erst dann informiert werden, wenn etwas brennt, sondern auch zwischendurch hören, wie es läuft. Deshalb trifft man sie häufig auf den Fluren ihres Amtes, wo sie an manchem Büro für ein kurzes Türangelgespräch Halt macht.

Cordelia Koch kontert daher die Rezepte der Regierenden Bürgermeisterin so: „Frau Giffey spricht in Bezug auf die Bezirksämter vom Sumpf, den sie trockenlegen will, ohne die Frösche zu fragen. Als Grüne antworte ich darauf: Wenn das Bezirksamt ein Sumpf wäre, will ich daraus ein bürgernahes Erholungsgebiet machen und dafür frage ich selbstverständlich auch die Frösche.“

Aber geht es wirklich so einfach, um alle Probleme zu beheben? „Nein,“ sagt Cordelia Koch. „Wir brauchen auch mehr Personal und es darf nicht sein, dass Landesangestellte für die gleichen Tätigkeiten deutlich besser bezahlt werden. Deshalb wechseln die besten Leute oft nach ein paar Jahren zum Senat.“

Die Personalsituation in ihrem Amt konnte sie inzwischen deutlich verbessern. Als sie anfing waren ein Dutzend Stellen unbesetzt. Die hat sie inzwischen alle besetzt. „Wir können heute sagen, dass die Arbeit bei uns Spaß macht und wer bei uns arbeitet, etwas zum Besseren verändern kann. Das ist auch ein Anreiz, selbst wenn die Bezahlung schlecht ist. Um die Situation langfristig zu verbessern, hole ich außerdem Hochschulabsolventen als Trainees an Bord. Das bringt neue Ideen ins Haus,“ erläutert Koch.