„Es geht darum, dass alle Geschichten gehört werden“ – Julia Schneider zum Bündnisgrünen Ostkongress ELBE

40 Minuten vom Berliner Hauptbahnhof entfernt, liegt die wunderschöne Lutherstadt Wittenberg. Dort war ich ein Wochenende lang gemeinsam mit vielen Pankower*innen beim Ostkongress „ELBE“ – Engagement Leben, Bündnisse Entwickeln unserer bündnisgrünen Partei – und bin voller Energie zurückgekommen. Viele kluge Beiträge und richtig gute Stimmung haben den gut organisierten Kongress zu einem Highlight gemacht. 

Das erste Panel am Freitagabend hat direkt klargemacht, dass Sachsen-Anhalt mit Suse Sziborra-Seitz eine tolle bündnisgrüne Spitzenkandidatin für die Landtagswahlen haben kann. 

Totale einer jungen Frau mit Schulterlangen Haaren im Gespräch– es ist Julia Schneider. Sie sitzt auf einem Stuhl und hält ein Mikrofon in der Hand. Im Vordergrund der Rücken einer anderen Person mit einer pinken Bluse, im Hintergrund eine Holzvertäfelung, die grün angeleuchtet wird.

Am Samstagmorgen diskutierte ich dann auf einem Panel mit Hannes Damm (Landtagsabgeordneter aus Mecklenburg-Vorpommern), Madeleine Henfling (ehem. Vizepräsidentin und Landtagsabgeordnete in Thüringen) und Cornelia Lüddemann (Landtagsabgeordnete in Sachsen-Anhalt, die nächstes Jahr nicht mehr antritt) unter der Überschrift “Ostdeutsche als Bürger zweiter Klasse: Gefühl oder Realität?”. Moderiert hat meine Bundestagskollegin Paula Piechotta aus Sachsen. Wir sprachen über unsere persönlichen Erfahrungen – als Ostfrauen im Westen – und die Frage, wie wir unsere Ostbiografie politisch einordnen. Außerdem gab es eine Diskussion über die Frage, ob eine Ostquote in unserer Partei möglicherweise helfen könnte, mehr Ostdeutsche in herausgehobenen Positionen zu haben, um so Repräsentanz und Teilhabe zu sichern. 

Ich habe aus der Diskussion mitgenommen, dass sich unsere persönlichen Geschichten unterscheiden – klar. Aber uns eint, dass wir uns als Ostdeutsche fühlen: Ostbewusstsein ist real. Und genau das darf innerhalb der Partei und nach außen selbstbewusster erzählt werden.  

Beim „Onboarding-Angebot“ mit Ole Krüger aus Mecklenburg-Vorpommern, das direkt im Anschluss im wunderschönen Cranach-Garten stattfand, wurde in verschiedenen Anekdoten wieder einmal deutlich: Wenn wir die Bedürfnisse und Gefühle hinter ablehnenden Geschichten ernst nehmen, kommen wir viel besser ins Gespräch.  

Besonders gefreut hat mich, dass mein Workshop “Brennende Wälder, schmelzender Asphalt – Hitzeschutz ist Lebensschutz” so viele interessiert hat. Im Worldcafé wurden eifrig Lösungen vor Ort diskutiert. Wir haben viele spannende Ideen zusammengetragen: Hitzeschutz ist auch Zivilschutz – können Bunker also auch als Hitzeschutzräume genutzt werden? Sollten wir mehr mit Akteuren aus der Privatwirtschaft zusammenarbeiten? Auch spannend: In ostdeutschen Kommunen gibt es verhältnismäßig wenige Klimamanager*innen, obwohl Ostdeutschland besonders von Extremwetterereignissen heimgesucht werden wird. Klimaanpassungsmaßnahmen wie beispielsweise Hitzeschutz müssen dort Priorität werden.   

Das Thema Ostbewusstsein ist mir schon lange wichtig – bereits im Abgeordnetenhaus habe ich es vorangetrieben. Denn auch wenn ich keine Unterschiede werten möchte, ist es entscheidend, sie anzuerkennen und mitzudenken: Wir Menschen mit Ostbiografie haben eine andere Sozialisierung als Menschen aus Westdeutschland und wir sind seltener in Entscheidungspositionen vertreten. Es geht nicht darum, Gräben aufzureißen – im Gegenteil: Es geht darum, dass alle Geschichten gehört werden – aus Ost wie West – um gute Schlussfolgerungen zu ziehen. 

Ich wünsche mir sehr, dass ELBE der Beginn einer ganzen Reihe von Zusammenkünften wird: zum Geschichten sammeln, zum Verstehen und Vernetzen und zum gemeinsamen politischen Arbeiten. 
Es war großartig zu sehen, wie viele engagierte und motivierte Leute dabei waren – und auch, dass wir aus Pankow so stark vertreten waren. 

Mein Fazit: Das Wochenende hat gezeigt, dass wir selbstbewusster unsere ostdeutschen Perspektiven einbringen können und das auch müssen, um zusammen daran zu arbeiten, dass sich Menschen aus dem Osten nicht länger wie Bürger zweiter Klasse fühlen. Das Wochenende hat mir gezeigt, dass es in unserer Partei nur so wimmelt von engagierten Menschen und wie toll es ist, wenn wir uns immer mal wieder live treffen, um den Bündnisgedanken fortzuleben. Die Veranstaltung hat also ihrem Titel alle Ehre gemacht.   

Und: Wir müssen alle dafür kämpfen, in Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-Vorpommern nächstes Jahr im Landtag zu bleiben. Die Bündnisgrünen dort freuen sich über jede helfende Hand und sie sind auch nur eine kurze Zugstrecke von uns entfernt! 

Eure 
Julia Schneider 
Mitglied des Deutschen Bundestages für Berlin-Pankow