Fraktions-Newsletter
25. März 2015
Gespräch mit der Kurt-Tucholsky-Bibliothek
Wir wollen das Modell der Ehrenamtsbibliothek stärken
Cornelius Bechtler (Fraktionsvorsitzender), Artikel erschienen im BVV-Fraktions-Newsletter
Am 18. März waren die Fraktionen in die Kurt-Tucholsky-Bibliothek eingeladen, die nun seit ziemlich genau 7 Jahren ehrenamtlich betrieben wird, aber weiterhin zur Pankower Stadtbibliothek gehört. Bei dem Gespräch erläuterten der Vorstand von Pro Kiez e.V. und viele aktive Ehrenamtliche ihre Vorstellungen, wie ihre Arbeit besser unterstützt werden könnte.
Mit Einführung der RFID-Technik – ein automatisiertes Bucherfassungs- und Ausleihsystem in den Bibliotheken – bestand der Berliner Datenschutzbeauftragte Dr. Alexander Dix darauf, dass Ehrenamtliche keinen Einblick mehr in die Daten der Pankower Stadtbibliothek erhalten und damit in die Daten des VÖBB (Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins). Dies hat Auswirkungen auf die ehrenamtliche Arbeit in der Kurt-Tucholsky-Bibliothek. So können von den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine Leseausweise mehr verlängert werden und die Kundinnen und Kunden müssen zu anderen Standorten der Stadtbibliotheken gehen. Derzeit steht ein Automat zur Verfügung, wo Bücher ausgeliehen, verlängert und zurückgegeben werden können. Nach Ansicht der Ehrenamtsbibliothek führt die derzeitige Situation zu erheblichen Problemen bei der Ausleihe. Insbesondere wenn zu Stoßzeiten viele Besucherinnen und Besucher Bücher zurückgeben oder ausleihen möchten. Dabei bildet sich durch die ganze Bibliothek eine Schlange.
Die Ehrenamtsbibliothek wünscht sich dabei Unterstützung durch hauptamtliche Mitarbeiter der Pankower Stadtbibliothek, um das Problem mit dem Datenschutz und der Verlängerung der Leseausweise zu lösen. Ein weiterer Ausleihautomat könnte zudem die Situation entspannen. Hierfür würde es jedoch zusätzliche Lizenzen benötigen, damit eine entsprechende Software installiert und ein weiterer Zugang in das Netzwerk geschaffen werden könnte.
Die Handlungsmöglichkeiten der Pankower Stadtbibliothek sind jedoch sehr begrenzt, wie der zuständige Bezirksstadtrat Dr. Kühne (CDU) und die zwei Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek darstellten. Hauptproblem ist das vereinbarte Personalkonzept mit dem Senat, die sogar weitere Stellenstreichungen im Weiterbildungsbereich vorsieht. So wird derzeit diskutiert, den Standort in Karow zugunsten eines vergrößerten Standorts in Buch zu schließen, damit dieser wieder über attraktive Öffnungszeiten verfügt.
Die Kritik der aktiven Ehrenamtlichen an den eng begrenzten finanziellen Möglichkeiten im Bibliotheksbereich wird von Bündnis 90/Die Grünen geteilt. In den letzten 20 Jahren fand eine rigorose Reduzierung der Bibliotheksstandorte statt (von 1996: 206 bis 2014: 80). Auch steht Berlin im Bundesvergleich sehr schlecht bei der finanziellen Ausstattung dar. Dagegen sind die Ausleih- und Besucherzahlen in Berlin relativ stabil geblieben bei fast halbiertem Mitarbeiterstand.
Wir haben zwischen den Fraktionen verabredet, dass nun gegenüber dem Senat deutlich gemacht wird, dass auch aufgrund der wachsenden Stadt ein Personalzuwachs im Bibliotheksbereich notwendig ist. Hier werden wir das Bezirksamt auffordern, dies mit Zahlen gegenüber dem Senat zu belegen. Zudem ist nach Ostern ein weiteres Treffen mit den Aktiven der Ehrenamtsbibliothek vorgesehen, um nach kreativen Lösungsmöglichkeiten zu suchen, die ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen und Verbesserungen zu erzielen.
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