zum inhalt
Links
  • Grüne Links
  • Bunte Links
HomeSitemapKontaktImpressumDatenschutz
banner
Menü
    • Archiv
  • Termine
    • Archiv
  • Wir ...
    • in Pankow
    • in Berlin
    • im Rest der Welt
    • Satzung & Co.
  • Mitmachen
    • Neu hier?
    • Mitglied werden
    • Mentoringprogramm für Frauen
    • Spende an den Kreisverband
    • Kinderbetreuung
    • Atomaustieg selber machen
  • Lokales
    • Radverkehr
    • Rangierbahnhof Pankow
    • Schul- und Bildungspolitik
    • Archiv
      • 2017
      • 2016
      • 2015
      • 2014
      • 2013
      • 2012
      • 2011
      • 2005-2010
      • Kneipengespräche
      • Feiern & sonstige Events
      • Parkraumbewirtschaftung
      • Gegen Nazis in Pankow
      • Smiley-Projekt Pankow
      • Mauerpark
      • Kastanienallee
      • Oderberger
      • Pankow Nord-Ost
      • Autobahnanschluss Buch
      • Bäume in Pankow
  • Thematisches
    • Arbeit, Soziales und Finanzen
    • Stadtentwicklung und Mobilität
    • Umwelt und Energie
    • Frieden, Internationales und Demokratie
    • Gesundheit
    • Kultur und Gesellschaft
  • Presse
    • Archiv
  • Kontakt
    • Geschäftsstelle des Kreisverbands
    • Partei & Fraktion
KREISVERBAND PANKOWLokalesArchiv2014

Lokales

  • Radverkehr
  • Rangierbahnhof Pankow
  • Schul- und Bildungspolitik
  • Archiv
    • 2017
    • 2016
    • 2015
    • 2014
    • 2013
    • 2012
    • 2011
    • 2005-2010
    • Kneipengespräche
    • Feiern & sonstige Events
    • Parkraumbewirtschaftung
    • Gegen Nazis in Pankow
    • Smiley-Projekt Pankow
    • Mauerpark
    • Kastanienallee
    • Oderberger
    • Pankow Nord-Ost
    • Autobahnanschluss Buch
    • Bäume in Pankow

24. Oktober 2014

„Nehmt euch die Freiheit, sonst kommt sie nie…“ (Wolf Biermann)

Persönliche Reminiszenzen zum Mauerfall-Jubiläum von Bernd Albani

Als ich mich im Frühjahr 1989 um die vakante Pfarrstelle in der Gethsemanegemeinde bewarb, ahnte ich nicht im mindesten, in welch spannungsgeladene Situation ich zu meinem Dienstbeginn am 1. Oktober geworfen würde. Immerhin hatten die Genossen von der für mich zuständigen Kreisdienststelle Brand-Erbisdorf des MfS den Ortswechsel vom verschlafenen Frauenstein (Osterzgebirge) in den Prenzlauer Berg als Erfolg ihrer Zersetzungsarbeit gewertet …

Am 2. Oktober begann ein Gruppe junger Oppositioneller (vom Weißenseeer Friedenskreis aus der Umweltbibliothek, der Kirche von Unten) vor der Kirche eine Mahnwache „für die zu Unrecht Inhaftierten“. Sie wollten damit ihrer Forderung nach Freilassung von Frauen und Männern Nachdruck verleihen, die im Laufe der letzten Monate bei verschiedenen Aktionen (z.B. gegen den Wahlbetrug) in Leipzig, Dresden, Berlin und anderen Städten verhaftet worden waren. Der Gemeindekirchenrat hatte dem einhellig zugestimmt. Die Kirche war nun Tag und Nacht geöffnet, jeden Abend kamen trotz massiver Polizeipräsenz an die dreitausend Menschen zur Fürbitt- und Informationsandacht. Im Vorfeld des 40. Jahrestages der DDR wurde die Gethsemanekirche so zu einem Zentrum der Demokratiebewegung in Ostberlin.

Nachdem es in den Tagen und Wochen zuvor bereits Demonstrationen in Leipzig und in Dresden gegeben hatte, die von den Sicherheitskräften gewaltsam aufgelöst worden waren, formierte sich am 7. Oktober vom Alexanderplatz aus ein Demonstrationszug, der sich unter Rufen „Demokratie – jetzt oder nie!“, „Gorbi! Gorbi“, „Auf die Straße!“ in Richtung Palast der Republik bewegte, wo die offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten stattfanden. Von Polizei und Staatssicherheit abgedrängt, zogen schließlich zwei- bis dreitausend Menschen zur Gethsemanekirche.

Unserer Einladung zu einer „Nacht in der Kirche“ setzten die Demonstrierenden ihr „Auf die Straße!“ entgegen. In den folgenden Nachtstunden kam es zu brutalen Übergriffen der Sicherheitskräfte gegen sich konsequent gewaltlos verhaltende Bürger. Mehr als fünfhundert Männer und Frauen wurden verhaftet und in den sogenannten Zuführungspunkten entwürdigenden Schikanen ausgesetzt. Während sich in Berlin in der folgenden Nacht ähnliche Szenen abspielten – wiederum mit mehr als fünfhundert Festnahmen – kam es in Dresden zu einem ersten Dialog zwischen Demonstranten und der Staatsmacht.

Am Montag, dem 9. Oktober schaute alles auf Leipzig. Wie in den vergangenen Wochen würden nach den Montagsgebeten in vier Kirchen der Innenstadt wieder Tausende auf die Straße gehen. Die Nachrichten, die wir im Laufe des Tages aus Leipzig erhielten, waren alarmierend: Die Krankenhäuser waren angewiesen, Betten und Blutkonserven bereit  zu halten, im Stadtgebiet hatten Polizeieinheiten und Kampfgruppen Position bezogen, in der „Leipziger Volkszeitung“ wurde ein Kampfgruppenkommandeur mit den Worten zitiert, man würde den Sozialismus verteidigen, „notfalls mit der Waffe in der Hand“.

Wir befürchteten das Schlimmste, die „chinesische Lösung“. Kurz vor Ende der Fürbittandacht in der Gethsemanekirche kommt über unser Kontakttelefon die befreiende Nachricht: Siebzigtausend Menschen demonstrieren auf dem Leipziger Ring, die Sicherheitskräfte greifen nicht ein, der Einsatzbefehl wurde zurückgezogen. Das war einer der bewegendsten Momente in meinem Leben. „Dona nobis pacem“ singend, mit Kerzen in den Händen ziehen wir nach draußen und sehen die vielen brennenden Kerzen in den Fenstern der umliegenden Häuser…

Ein Damm ist gebrochen. Von jetzt an wird nichts mehr so sein in diesem Land, wie früher. Es bleibt noch viel zu tun. Der Machtapparat ist angeschlagen, aber noch funktionsfähig. Doch wir haben die Angst verloren.

In den folgenden Wochen überschlagen sich die Ereignisse: Immer mehr Menschen gehen auf die Straße, wie ein Flächenbrand, der das ganze Land erfasst. Die oppositionellen Gruppierungen werden legalisiert, Kirchen und Theater werden zu Orten eines freien politischen Diskurses. Die Machtfrage wird in aller Öffentlichkeit gestellt. Es geht um die Demokratisierung des Staates, um grundlegende Bürgerrechte: Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit, um die Freiheit, politischen Vereinigungen und Parteien zu bilden, um freie Wahlen. Um einen demokratischen Sozialismus. Das Thema Wiedervereinigung spielt keine Rolle. Auch das Thema „Mauer“ steht nicht im Vordergrund.

Ein Höhepunkt dieser Emanzipationsbewegung, dieses Aufbruchs vom Untertan zum Bürger war für mich die Demonstration der Fünfhunderttausend am 4. November auf dem Alexanderplatz: aufrechter Gang und offene Gesichter, bissige Plakate und über allem eine heitere Zuversicht.

Der Fall der Mauer war die logische Folge der gewonnenen Freiheit. Dass sie am 9. November fiel, daran mag Schabowski einen Anteil haben. Das Jahr 1989 hätte sie gewiss nicht überdauert.

zurück